Seit vielen Jahren bin ich als Tontechniker, Toningenieur und teilweise auch als Tonmeister tätig. Im Spätsommer 2026 kann ich auf 40 Jahre Berufserfahrung zurückblicken. Da hat sich einiges an Fachwissen in meinem Kopf angesammelt. Vieles davon stammt noch aus der (guten alten?) analogen Zeit. Meinen Azubis sage ich gerne mit einem breiten Grinsen im Gesicht, daß ich ein analoger Dinosaurier sei. Wer lernt denn heute noch was von Bandsättigung, Phasenlage oder Monokompatibilität oder bekommt beigebracht, wie man eine analoge Bandmaschine einmißt und deren Tonköpfe eintaumelt? Genau – niemand! Braucht man auch nicht mehr wirklich, beinahe jedenfalls. Aber das gehört zu meiner fachlichen Biographie.
Die analogen Zeiten, das muß man so sagen, waren nicht die schlechtesten. Nicht umsonst nimmt im Moment die Zahl der Musiker und „Tonmenschen“ wieder zu, die die analoge Technik zur Produktion nutzen.
So hat der deutsch-ungarische Musiker Leslie Mandoki sein neues Album „A Memory Of Our Future – Mandoki Soulmates“ komplett analog auf 2-Zoll-24-Spur-Maschinen produziert. So ist die Veröffentlichung auf Vinyl keine eine analoge Kopie eines digitalen Originals. Die ebenfalls erhältliche CD ist vielmehr eine digitale Kopie des analogen Originals.
Mein Einstieg in die komplett digitale Welt begann zur Jahrtausendwende, als mein Arbeitgeber, der MDR, seine TV-Sendezentrale in Leipzig in Betrieb nahm. Während in der bisherigen Interims-Zentrale in Dresden die Tonsignale noch überwiegend analog bearbeitet wurden (es gab einige digitale „Inseln“), war das in Leipzig der heftigste Bruch meiner betrieblichen Audio-Welt. Ab jetzt nur noch digital! Unsere Regie-Tontechnik war dominiert von der Firma Stagetec. Die Audio-Kreuzschiene hörte auf den schönen Namen „Nexus“ und die Mischpulte trugen den musikalischen Namen „Cantus“. Das war im Jahr 2000. Da die Halbwertszeit der Digitaltechnik recht kurz ist, wurde bereits 7 Jahre später die erste Regie mit der Nachfolgetechnik in Betrieb genommen. Der Tonmischer hieß fortan „Aurus“ , beherrschte 5.1-Mehrkanalton und kam auch von Stagetec. Diese Regie ist bis heute in Betrieb – und wird es noch ein paar Jahre sein, allerdings abgerüstet auf reinen Stereo-Betrieb.
Inzwischen gibt es einen weiteren Technik-Wechsel. Die neuste Regie ist automatik-fähig und tontechnisch mit Lawo (MC2 56) ausgerüstet. Prinzipiell ähnlich – aber der Teufel liegt wie immer im Detail. Die Bedien- und Konfigurationsphilosophie von Stagetec und Lawo liegt doch recht weit auseinander.
Ohne angeben zu wollen – bei Stagetec bin ich „sattelfest“. Bei Lawo sieht das (noch) etwas anders aus. Alle Basis-Projekte der Stagetec-Pulte – also das, was die Kollegen (ja, ohne -innen!) als Grundlage bekommen – stammen von mir. Diese habe ich immer so übersichtlich wie möglich gebaut. Meine eigenen Projekte sind etwas komplexer… 🙂
Ich wurde seinerzeit beauftragt, das zu managen und habe mich dieser Aufgabe mit Hingabe gewidmet. Manchmal bis in die Nachtstunden hinein – nicht nur bei System-Updates. Ich durfte manchen Kurs an der ARD-ZDF-Medienakademie (ehemals SRT – Schule für Rundfunktechnik) absolvieren, was früher fast eine Auszeichnung war, und das sehr zum Nutzen des MDR.
Okay, inzwischen bin ich 60+, da lernt es sich nicht mehr ganz so leicht. Aber ganz verkalkt bin ich noch nicht 🙂 Stagetec wird mich und meine Kollegen noch eine Weile begleiten. Aber auch die Lawo-Welt wird mir immer vertrauter, besonders nach meinem Einsatz zu den Paralympics 2024 im NBC Mainz, wo ausschließlich Lawo im Einsatz ist.